Weniger Autos bedeutet mehr Lebensqualität
Fahrradstraßen sind im Interesse von allen
Im Straßenverzeichnis von Wilhelmshaven werden rund 800 Straßen aufgelistet. Auf gerade mal vier dieser Straßen – der Bremer Straße, der Schillerstraße, dem Schaardeich und dem Neuengrodener Weg – haben Fahrräder die Vorfahrt. Auch wenn es 796 zu 4 für das Auto steht, sind selbst diese kleinen Schritte in Richtung fahrradfreundlicher Zukunft für einige Autofahrende schon zu viel. Das zeigen die vielen Beschwerden auf der Facebookseite der Stadt sowie Reaktionen in der Presse.
„In Wilhelmshaven gibt es viele Straßen, die von Radfahrern vermieden werden, z.B. die Bismarckstraße, oder die Peterstraße. Neben vielen anderen Straßen gibt es zwar Radwege, die aber meist zu schmal und in schlechtem Zustand sind, und aufgrund der vielen Ein- und Ausfahrten riskant zu befahren sind. Endlich haben wir immerhin vier Straßen, wo Fahrräder die Vorfahrt haben. Aber auch auf diesen Straßen müssen Radfahrer wach bleiben, denn überall, wo Autos und Fahrräder zusammen fahren, ist es für Radfahrer gefährlich“, sagt Alex von Fintel, Sprecher der Grünen in Wilhelmshaven.
Immer noch werden mehrere hundert Radfahrende jedes Jahr von Autos getötet. Bei diesen Unfällen werden die Autofahrer meistens nicht mal verletzt. Die Anzahl der Unfälle nimmt allerdings ab, denn der Ausbau der Fahrradinfrastruktur macht es immer sicherer, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein.
„Diejenigen, die sich über die neuen Radstraßen beschweren, sollten sich ein paar Fragen stellen: Fahren sie nie selbst Fahrrad? Haben sie keine Kinder oder Enkelkinder, die Rad fahren? Wollen sie nicht auch eine Stadt, in der man gesund, sicher und klimafreundlich von A nach B kommen kann?“ fragt Cathrin Ramelow, Sprecherin der Wilhelmshaven Grünen.
2023 gab es bei Verkehrsunfällen über 350.000 Verletzte und 2788 Tote. Damit nicht genug: Der Verkehr ist auch für rund ein Fünftel des Feinstaubs verantwortlich, den wir einatmen – und dieser Feinstaub verursacht in Deutschland laut Experten rund 32.000 Todesfälle pro Jahr. Der Feinstaub ist damit mehr als doppelt so gefährlich wie der Verkehr selbst.
„Autofahren ist bequem. Mein Wagen steht vor der Tür, und wenn es stark regnet, greife ich auch manchmal zum Autoschlüssel“, gesteht Ramelow. „Weniger Autos auf unseren Straßen bedeutet allerdings weniger Lärm, weniger Feinstaub, weniger Unfälle und weniger Schlaglöcher. Wenn Menschen auf das Rad umsteigen sollen, und das ist im Interesse von allen, müssen wir bereit sein, unsere Stadt umzubauen und Autos manchmal kleine Umwege fahren zu lassen“